Die Französische Revolution erbrachte einen wichtigen Impuls für die Entstehung von SI (Säkularinstitute) in ihrer heutigen Form. Über Jahrhunderte schlossen sich ein christliches Leben inmitten der Welt und ein Leben der evangelischen Räte aus. Letzteres konnten nur in Abgrenzung zur Welt gelebt werden. Als in jenen bewegten Jahren die Klöster aufgelöst wurden, entdeckte man die frühchristliche Lebensform, inmitten des Alltags ohne religiöses Kleid entschieden Christsein in dieser speziellen Form zu leben. Joh 17: „In der Welt / aber nicht von der Welt“.
Durch die Kirchengeschichte ziehen viele Spuren des gottgeweihten Lebens inmitten der Welt, die letztlich erst in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ihre kirchliche Rechtsform erhielten. Die Urkirche kennt die Diakoninnen und Witwen als Mitarbeiter in den Gemeinden. Für das Mittelalter steht die Bewegung der Beginen und Begarden.Die frühe Ostkirche kennt die Monazontes, gottgeweiht Männer und Frauen, die in ihren Familien leben. Angela von Merici errichtete 1535 in Brescia die Compagnia di Sant Òrsola, gottgeweihtes Leben vollzieht sich in der Öffentlichkeit. Maria Ward (†1645) und Vinzenz von Paul († 1660) wollten Gründungen ohne die Klausur. Die Kirche konnte sich damals nicht auf diese Neuen Wege einlassen.
Ein weiterer Ansatzpunkt für die Entwicklung des SI, war die Frage nach der Stellung des Laien in der Kirche. Zwei verschiedene Positionen standen im 19.Jahrhundert zur Diskussion: entwickelt der Laie seine Tätigkeiten vom Taufauftrag oder vom hierarischen Apostolat her?
Mai 1938 trafen sich in St. Gallen mit Wissen von Papst Pius XI. 25 Vertreter neu erstandener Gemeinschaften aus neun Ländern, um in der Kirche ihren Ort zu suchen. Pater Agostino Gemelli (†1959) aus Mailand lud ein und moderierte. Der Krieg unterbrach die Gespräche.
Diesen neuen Lebensaufbrüchen gewährte Papst Pius XII. 1947 in der Konstitution „Provida mater“ als SI offiziell einen Platz in der Kirche. Es entwickelte sich eine breite Spannweite der Lebensformen: von jenen, die in ihrem Umfeld unerkannt bleiben wollten bis hin zur SI mit Habit und Einsiedeleien mitten in der Welt. Aus den großen Spiritualitätsströmungen der Kirche entstanden SI unterschiedlichster Prägung.
1983 löste das Neue Kirchenrecht das bisherige Ordensrecht ab und fand als gemeinsamen Nenner für das Räteleben „Gemeinschaften des geweihten Lebens und Gesellschaften des Apostolischen Lebens“. Hierin fanden auch die SI kirchenrechtlich ihren Platz.
Heute stehen die SI untereinander in einem lebendigen Austausch über ihre Identität im gesamten Spektrum der Berufungen zum geweihten Leben. Es gilt den eigenen Berufungsweg zwischen Welt zugewandten Orden und Geistlichen Bewegungen, deren Mitglieder oft auch die evangelischen Räte als Lebensform wählen, zu profilieren und authentisch leben.