Ancillae Sanctae Ecclesiae feiern 100-jähriges Bestehen
München. Sieben Frauen, darunter die verheiratete Ellen Ammann, waren es, die am 10. Oktober 1919 vor dem damaligen Münchner Erzbischof Michael Faulhaber ihre Gelübde von Armut, (ehelicher) Keuschheit und Gehorsam ablegten. Das war der Gründungsmoment der „Vereinigung der Diakoninnen“, die 1952 unter dem Namen Ancillae Sanctae Ecclesiae (ASE) als Säkularinstitut anerkannt wurden. Unverheiratete und verheiratete Frauen gehören von Anfang an gemeinsam dem Institut an, das jüngst in Schloss Fürstenried sein 100-jähriges Bestehen feierte. Bis vor rund 15 Jahren gingen die Schwestern vertraulich mit ihrer Zugehörigkeit um. Erst seither gehen sie auch an die Öffentlichkeit. Die 100-Jahr-Feier war somit eine gute Chance, dass Schwestern, Interessierte, Angehörige und Gäste den Kontakt miteinander pflegen konnten.
Zunächst gab Barbara Priska Gradl den gut 40 anwesenden im Goldenen Saal von Schloss Fürstenried einen geschichtlichen Überblick
über die Entwicklung von der Unio Pia zum Säkularinstituts päpstlichen Rechts. Auch die Oberinnen bzw. Leiterinnen aus 100 Jahren stellte sie mit Arbeitsschwerpunkten vor.
Schließlich sprach Prälat Lorenz Kastenhofer als Leiter der Hauptabteilung Liturgie und geistliches Leben im Erzbischöflichen Ordinariat zur Festgemeinde und wünschte den Ancillae für die nächsten 100 Jahre alles Gute.
Auch Gertrud Dörr, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute in Deutschland (AGSI), und Sr. Andrea Wohlfarter, die die Vereinigung der geistlichen Schwestern in der Erzdiözese vertrat, sprachen Grußworte. Sie dankten den Schwestern der ASE für ihr Engagement, insbesondere in den Dachorganisationen.
Reformieren heißt „wiederherstellen“
Höhepunkte des Festes waren die Eucharistiefeier mit Weihbischof Wolfgang Bischof und der Vortrag des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf zum Thema „Von Diakoninnen, Äbtissinnen und Bischöfinnen?“. Prof. Dr. Wolf, der auch die Herausgabe der Münchner Tagebücher von Kardinal Faulhaber leitet, legte die Geschichte der Diakoninnen in der katholischen Kirche dar, die es bis ins Mittelalter hineingegeben habe. „Bei der Gründung der ‚Vereinigung der Diakoninnen‘ gab es einen Kompromiss zwischen Frauenpower einerseits und einem wohlwollend-vorsichtigem Bischof andererseits“, erklärte er.
Der Diakonat der Frau stellt für Wolf kein Problem dar. Schließlich gab es ihn bereits über Jahrhunderte hinweg. „Man muss bei der gegenwärtigen tiefen Krise der Kirche nicht das Rad neu erfinden, sondern sie nur reformieren im Sinne von wiederherstellen.“ Die Einheit der Kirche sei nicht in Gefahr, weil es verschiedene Traditionen gebe, wie auch am Beispiel des Zölibats deutlich werde.
Die Festgemeinde hörte das mit dem gleichen Interesse wie die Tatsache, dass es in früheren Zeiten der Kirchengeschichte sogar in mehreren Ländern Äbtissinnen gegeben habe, die bischöfliche Vollmachten besaßen. Doch solche „Wiederherstellungen“ wären wohl ein Fall für die nächsten 100 Jahre der ASE. Als „Diakoninnen des Alltags“ wirken die Schwestern ohnehin von Anfang an und auch weiterhin.
Vor geöffneten Türen stehen in der hinteren Reihe (v.l.n.r.): Prälat Lorenz Kastenhofer, Leiter der Hauptabteilung Liturgie und geistliches Leben im Erzbischöflichen Ordinariat, Weihbischof Wolfgang Bischof, Festredner Professor Hubert Wolf und der geistliche Begleiter der ASE, P. Hans Abart SJ. vorne: Erika Ranner, Leiterin Dagmar Petermann, Traudl Weinzierl und Barbara Gradl von den ASE.
Bild: G. Riffert